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Liebe Freunde haben mit der hier vorgestellten CD von Júlio Resende nicht nur auf ihn als Musiker aufmerksam gemacht, sondern mich auch einem scheinbar neuen Genre näher gebracht.

Der Fado wird nun deutlich leichter zugänglich, finde ich.

Die wunderbare CD macht Appetit auf mehr, auf die Geschichte des Fado, natürlich aber auch auf Júlio Resende, der offenbar keinen Tabubruch begeht, sondern höchste Anerkennung für interessante Projekte erntet.

Weil ich kein Musik-Journalist bin und mich auch nicht als solcher hier versuchen werde, mache ich aufmerksam auf drei Artikel zur Neuerscheinung, die ich sehr passend finde, aber so nicht hätte schreiben können.

© ACT Music + Vision GmbH & Co. KG 2022© ACT Music + Vision GmbH & Co. KG 2022

[…] "Schon bei den ersten Tönen wundert man sich über die tänzelnde Leichtigkeit des sonst eher für tiefe Melancholie und sehnsuchtsvollen Weltschmerz bekannten Genres, und auch wenn die neun Eigenkompositionen Resendes durch eine Vielfalt an Stimmungen führen, wiegt doch Dur eindeutig schwerer als Moll." […]

Wörtlich zitiert: Peter Füssl in Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

[…] "Der Clou des neuen Fado-Albums von Júlio Resende: Er hat alles selbst komponiert, hat sein Klaviertrio zum Quartett erweitert und dabei Bruno Chaveiro mit eingebunden, einen Meister der Guitara Portuguesa. Die portugiesische Gitarre mit ihrem lautenartigen Klang ist eigentlich das typische Begleitinstrument des Fado, ist hier aber immer wieder als virtuos gezupftes Soloinstrument zu hören." […]

Wörtlich zitiert: Bernhard Jugel BR24

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Júlio Resende, Foto © Jaime SerôdioJúlio Resende, Foto © Jaime Serôdio"Nun liegt das Debütalbum des portugiesischen Pianisten Júlio Resende vor.
Auf diesem vereint er den im Kern melancholischen Fado mit Jazz. In "El Pais" liest man Folgendes "Júlio Resendes Annäherung an den Fado erinnert daran, was Keith Jarrett mit Jazzstandards getan hat.“ Der französische Jazz-Journalist Alex Dutilh ist voll des Lobes für den Pianisten: "Júlio Resende, die jüngste Entdeckung der portugiesischen Szene, ist wohl der viel versprechende Musiker des Landes. Sein Spiel ist dem von Stefano Bollani oder Yaron Herman überaus ebenbürtig."

Fado ist nicht etwa museal zu begreifen, sondern allgegenwärtig und stets auf der Höhe der Zeit. Ja, Fado, das waren einst allein Geschichten von an Land wartenden Frauen, derweil ihre Männer auf hoher See unterwegs waren. Doch der Fado reflektierte zudem die Unterdrückung während des Salazar-Regims und die Hoffnungen der sogenannten Nelkenrevolution. Júlio Resende äußert sich dazu mit nachstehenden Worten: "Ich weiß eigentlich nicht, ob ich Fado oder Jazz spiele, vielleicht beides. Ich möchte mich aber nicht ausschließlich dem einen oder dem anderen verschreiben. Sobald man sich festlegt, dann lässt man sich die Möglichkeit der Entwicklung nicht mehr offen. Ich jedoch möchte frei und offen sein, so wie auch die Klänge von Fado und Jazz.“

Das Eröffnungsstück hat so gar nichts von Melancholie und von Schwere, wie man sie sonst vom  Fado kennt. Im Gegenteil die Melodie von "Vira Mais Cinco" ist überaus beschwingt. Neben dem Piano vernehmen wir den Klang der Laute gleichenden bauchigen Portugiesischen Gitarre, die hier und da auch im Klang an eine Mandoline erinnert. Im weiteren Verlauf meint man, man höre einen Tanz im 5/4 Takt, als wäre man Gast eines ausgelassenen Festes, mit dem das Leben  gefeiert wird.

Eine Ballade namens "Lira" folgt, getragen von den fein gewebten Klangstrukturen des Pianisten und dem dezent spielenden Bassisten und Drummer. Irgendwie hat das Stück auch durchaus den Charakter eines leicht zu singenden Kinderliedes, oder? Der Gitarrist präsentiert uns nachfolgend ein Solo, bei dem man nicht nur an Tarantella, sondern auch an andere Volkstänze erinnert wird. Im Diskant setzt Resende dann das Stück am Klavier fort. Das Spiel ist perlend, fließend, lieblich strömend, unbeschwert und losgelöst. Umspielungen dessen, was der Gitarrist „vorgegeben“ hat, bestimmen den kommenden Verlauf der Komposition, die ebenso wie die meisten auf dem Album von Resende stammen.

An einen Tanz denkt man auch beim Hören von „Fado das 7 Cotovias“. Auffallend ist insbesondere die Rhythmisierung, an der sich nicht allein Schlagzeuger und Bassist, sondern auch alle anderen Musiker des Ensembles beteiligen. Sehr schmeichlerisch ist der Klang, den der Gitarrist zum Besten gibt. Das hat einen Hauch von Licht des Südens, beinahe von Karibik und Hawaii. Ist nicht auch eine Collage von Bossa und Bolero zu vernehmen? Pure Lebensfreude bringt die Band mit diesem Stück zum Ausdruck, so als würde sie den Hörern zurufen: „Das Leben ist schön. Genießt es!“

Kaskadierend und in großen Wellen agiert der Pianist in "Este Piano Não Te Esquece". Im Folgenden ist er dann in einen Dialog mit dem Gitarristen eingebunden, der Klänge anstimmt, zu denen ein Barde ein schmalziges Liebeslied darbringen könnte. Doch auf Gesang verzichtet das Ensemble und erzählt dennoch Geschichten, die das Leben schreibt, auch Geschichten von Sehnsucht, wie im vorliegenden Fall, so muss man unterstellen. Es scheint ein Stück über Abschied und Wiederkehr, wie man sie vom klassischen Fado her kennt. Mit den Worksongs auf den Baumwollfeldern der amerikanischen Südstaaten, mit Country Blues oder John Lee Hooker hat der „Fado Blues“ nur in wenigen Momenten etwas gemein. Und doch gibt es ihn, den bluesigen Fado, in dem sich der graue Alltag bündelt. Im vorliegenden Fall meint man gar, auch ein wenig Swing im Geiste von Django Reinhardt herausfiltern zu können. Und wenn sich Gitarrist und Bassist zum Zwiegespräch vereinen, ja dann ist auch der klassische Blues mit im Spiel. Am Ende des Albums erleben wir dann die Sängerin Lina mit "Profecia", jedoch ohne überbordende Sentimentalität."

Der hier wörtlich zitierte Artikel von Ferdinand Dupuis-Panther ist erschienen in Jazz'halo.